Captain Marvel (2018)

Frauenpower und freche Sprüche

Dass Marvel seinen neusten Film des Marvel Cinematic Universe ausgerechnet am Weltfrauentag herausbringt, ist ganz und gar kein Zufall, sondern ein cleverer Schachzug, denn Captain Marvel ist eine würdige Vertreterin für Frauen.
Ihre Geschichte beginnt für den Zuschauer auf Hala, einem Planeten der sogenannten Kree, auf dem VERS (BRIE LARSON) zusammen mit YON-ROGG (JUDE LAW) Teil der Eliteeinheit Starforce ist. VERS fehlen die Erinnerungen an ihr früheres Ich und nachts wird sie von Albträumen geplagt.

Das Volk der Kree befindet sich im Krieg mit den Skrulls, Gestaltwandlern, die nach und nach Planeten einnehmen und nun offenbar auch Hala bedrohen.
Während einer Rettungsaktion wird VERS von den Feinden gefangen genommen und an eine Maschine angeschlossen, die dem Skrull-Anführer TALOS (BEN MENDELSOHN) ihre Erinnerungen zeigen soll. Zwar gelingt VERS die Flucht, doch sie stürzt dabei auf die Erde, direkt durch das Dach eines Blockbuster Filmverleihs – ganz im Stil der Neunziger Jahre.

Von da an entwickelt sich eine Geschichte zwischen Krieg und Selbsterkenntnis, die VERS auf die Reise schickt, ihre Erinnerungen wiederzugewinnen und zu erkennen, worum es in diesem Krieg wirklich geht. In diesem Prozess wird VERS zu CAROL DENVERS und schlussendlich zu CAPTAIN MARVEL.
Allerdings ist dies nicht nur eine Origin-Story, in der wir zu sehen bekommen, wie unsere Superheldin zu ihren Kräften gelangt, denn darüber hinaus liefert ANNA BODENs und RYAN FLECKs Film ein starkes, aktuelles politisches Statement, das sowohl Feminismus wie auch Migration einschließt. Einer der Gründe, weshalb es nicht nur für treue Marvelfans – also die Sorte von Fans, die bis nach dem Abspann sitzen bleiben, um versteckte Szenen zu entdecken – eine sehenswerte Actionkomödie ist, sondern auch für alle anderen. Das gilt ganz besonders für Sciencefiction Fans.

All diejenigen, die eher einen kritischen Blick auf Frauen in Hauptrollen haben, sollten sich den Film erst recht ansehen. LARSON überzeugt auf ganzer Linie und liefert eine sympathische, aber toughe Heldin, der die Männer in ihrem Umfeld nicht das Wasser reichen können und denen sie mehr als nur einmal zeigt, dass ihr völlig egal ist, was sie von ihr denken.
An ihrer Seite steht LASHANA LYNCH als MARIA RAMBEAU, eine ebenso starke Frau, mit der gezeigt wird, wie wahre Freundschaft aussehen kann. MARIAs mutige Tochter MONICA (AKIRA AKBAR) vervollständigt das Trio.

Obwohl die Handlung zeitlich einige Jahre vor dem ersten MCU-Film Iron Man (2008) spielt, tauchen altbekannte Charaktere auf, neben RONAN, DER ANKLÄGER (LEE PACE) und AGENT PHIL COULSON (CLARK GREGG) verkörpert auch SAMUEL L. JACKSON wieder seine Rolle des S.H.I.E.L.D Agenten NICK FURY, der allen, denen er bereits bekannt ist, besonders viel Spaß bringen wird, mit Katze GOOSE als Sidekick.
Marvel schließt mit Captain Marvel humoristisch an Thor: Tag der Entscheidung (2017) an, auch wenn nicht so offensiv auf Lacher abgezielt wird, bringen einige Pointen doch gute Ergebnisse.

Wer sich nun noch von Zahlen überzeugen lassen möchte, dem sollte es Beweis genug sein, dass Captain Marvel an seinem Startwochenende weltweit bereits 455 Millionen US-Dollar eingespielt hat und damit das international sechst beste Opening Weekend und das zweitbeste unter den Superheldenfilmen ist, das nur von Avengers: Infinity War (2018) getoppt wurde.
Jetzt bleibt nur noch zu abzuwarten, wie Captain Marvel ihre Avenger-Kollegen im Kampf gegen Thanos in Avengers: End Game unterstützen wird.

Grundsätzlich liefert Marvel einen soliden neuen Film, der jedoch nicht den Rahmen der bisherigen Filme sprengt. Dennoch sehenswert!
Also, um es mit Carols Worten zu sagen: „Schneller, Höher, Weiter, Baby.” und ab ins Kino.