Friedhof der Kuschetiere (2019)

Manchmal ist das Buch besser.

Und da ist sie, die nächste Stephen-King-Verfilmung. Nachdem Es überzeugte, Der dunkle Turm jedoch bedauernswerterweise einstürzte, befinden wir uns nun also auf dem Friedhof der Kuscheltiere. Dabei scheint für Filme das Prädikat „nach der Romanvorlage von Stephen King” sowohl Segen als auch Fluch zu sein. Einerseits lockt der Name die Menschen in die Kinos, andererseits müssen sich die Verfilmungen nicht nur mit den Originalfilmen, sondern zusätzlich auch mit den (meiner Meinung nach ziemlich guten) Romanvorlagen messen. Und obwohl sie diesen Vergleich meist um Längen verlieren (Es bildet hier die moderne Ausnahme), scheint es sich für die Studios doch zu lohnen. Reiht sich nun Friedhof der Kuscheltiere ein in die Riege der nicht sonderlich guten Neuverfilmungen?

Auf diese Frage gibt es eine lange und eine kurze Antwort- ich beginne mit der Kurzen: Ja. Nun die etwas Ausführlichere: In Stephen Kings Roman Friedhof der Kuscheltiere geht es um einen Haustier-Friedhof (ja, mit Kuscheltieren hat das wenig zu tun – da hat ein Übersetzer in den 80er Jahren eine seltsame Entscheidung getroffen), der tote Tiere (und andere Lebewesen…) wieder lebendig werden lässt. Doch sie kommen verändert zurück, sind nicht mehr dieselben. Meist sind sie deutlich aggressiver. Eigentlich geht es im Roman jedoch um ganz andere, vielschichtigere Themen: Es geht um den Umgang mit dem Tod, um Kindheitstraumata, Trauerbewältigung, Auseinandersetzungen zwischen einfachen Menschen und uralten Mächten und den Mythos, der vielen King-Geschichten zugrunde liegt: Alles wiederholt sich.

Diese Themen werden im Buch durch die Innensicht der Hauptfigur Louis Creed (hier Jason Clarke) sehr einfühlsam beschrieben. Da es eine solche im Film jedoch nicht gibt, müssen Regisseure bei Buchadaptionen andere Wege finden, um entsprechende Emotionen und Immersion aufkommen zu lassen. Dies funktioniert bei Friedhof der Kuscheltiere leider gar nicht. Jede Figur der Familie Creed bleibt blass in ihrer Darstellung. Auch das wichtigste und tragischste Element, welches im Narrativ des Films übrigens eine 180-Grad-Wende im Vergleich zu den Vorlagen erfährt, lässt die Figuren fast schon gruselig kalt. Gruselig dabei auf eine Art, die so auch in Horrorfilmen nicht existieren sollte: Die Charaktere sind mir beim Zuschauen leider egal, obwohl ich sie mögen wollte.

Viele der Romanelemente werden angeschnitten, doch deren Bearbeitung lässt in den meisten Fällen jegliche Tiefe vermissen. So auch die tragischen Ereignisse aus der Vergangenheit von Rachel Creed (Amy Seimetz), die im Roman tiefgreifend Einfluss auf die Werte und das Verhalten der Figur haben. In der neuen filmischen Umsetzung verkommt diese Geschichte jedoch zu einem austauschbaren Jump-Scare-Element, und die Folgen werden kaum gezeigt.

Manche Teile des Filmes sehen erschreckend (und das wieder nicht im guten Sinne) schlecht aus. Am deutlichsten wird dies am Setting des titelgebenden Friedhofs, welches an CGI-Effekte aus den 90ern erinnert. Die Figuren schweben förmlich vor den Hintergründen und alles sieht so aus, als wäre es aus Knete gemacht.

Einige seltene Lichtblicke sind die brachiale Inszenierung der Landstraße als gefährliches Element, manch gelungene Anspielung auf die Filmvorlage oder auch der Story-Twist, der im weiteren Verlauf zumindest für die ein oder andere unangenehme und frische Dialog-Szene sorgt (welche keines der Originale aufweist). Diese reichen jedoch leider nicht, den Film aus der Masse an mittelklassigen Jump-Scare-Horrorfilmen ohne bedeutenden Tiefgang hervorzuheben. Tja. Manchmal ist das Buch einfach besser.


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